Beteiligungsorientierte Dienstplangestaltung: weniger Arbeitsdruck durch mehr Mitarbeiterautonomie

Der Druck auf das Gesundheitswesen nimmt durch die Coronapandemie weiter zu. Die Pflegekräfte tragen diese Last nun schon seit über einem Jahr auf ihren Schultern. Der hohe Arbeitsdruck und die Überstunden verursachen ein Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben. Der Sozial- und Wirtschaftsrat stellte kürzlich fest, dass viele Beschäftigte im Gesundheitswesen unter dem Regulierungsdruck leiden. Laut diesen Experten ist es wichtig, dass die Mitarbeiter selbst mehr Mitspracherecht bei ihrer Zeiteinteilung haben.

Forscher argumentieren, dass der Pflegesektor produktiver werden muss, um einen weiteren großen Personalmangel zu vermeiden. Eines der Dinge, die Arbeitgeber tun können, um die Arbeitslast gleichmäßiger auf die Mitarbeiter zu verteilen und so die Produktivität und Effizienz zu steigern, ist die Einführung der Selbstplanung.

Beliebtheit der Selbstplanung zur Reduzierung des Arbeitsdrucks

Die Selbstplanung wird im Gesundheitswesen immer beliebter, auch um den Arbeitsdruck zu reduzieren. Vielen Organisationen fällt es einfach schwer, den ersten Schritt zu tun, und die Arbeitgeber denken, dass Selbstplanung bedeutet, die Kontrolle komplett loszulassen. Aber das ist sicherlich nicht immer der Fall. Selbstplanung bedeutet einfach, dass die Mitarbeiter ihren Dienstplan und ihren Arbeitsdruck selbst beeinflussen können. Dabei sind verschiedene Formen möglich:

  • Die extremste Form ist die vollständige Selbstplanung, bei der die Mitarbeiter den Dienstplan innerhalb eines bestimmten Rahmens komplett selbst bestimmen. Diese Form wird daher vor allem in Unternehmen eingesetzt, die bereits mit selbstverwalteten Teams arbeiten. Die meisten Unternehmen des Gesundheitswesens ist dies nicht der Fall, jedoch ist es sicherlich eine Möglichkeit .
  • Eine zweite Form ist die partizipative Dienstplangestaltung. Auf diese Weise können Mitarbeiter angeben, wann sie arbeiten können und wann nicht. Der Mitarbeiter kann z. B. angeben, dass er mittwochs immer frei sein möchte oder dass er an einem bestimmten Datum nicht verfügbar ist. Der Planer kann dies dann berücksichtigen.
  • Arbeiten mit offenen Schichten. Der Arbeitgeber erstellt einen Dienstplan, in dem alle oder ein Teil der Schichten vereinbart, aber noch nicht besetzt sind. Der Dienstplan ist also völlig offen, oder der Planer bestimmt (je nach Verfügbarkeit), wer die Schichten besetzt. Einige Schichten sind noch offen, zum Beispiel die Schicht eines kranken Mitarbeiters. Oder Extraschichten in einer arbeitsreichen Zeit.
  • Die am wenigsten verbreitete Art der Selbstplanung ist das Tauschen von Schichten. Hierbei kann ein Mitarbeiter eine Schicht selbst mit einen anderen Mitarbeiter tauschen, sollte dieser nicht arbeiten können.

Für jedes Unternehmen ist eine andere Form der Selbstplanung geeignet. Für Arbeitgeber ist es daher wichtig, herauszufinden, welche Form am besten zu ihnen passt und die Vor- und Nachteile abzuwägen.

 

Vorteile der Selbstplanung

  1. Höhere Partizipation:
    Die Selbstplanung von Dienstplänen erhöht die Beteiligung der Mitarbeiter. Sie erhalten mehr Verantwortung und Einblick in das große Ganze. Außerdem kann es sein, dass ein Mitarbeiter Abendschichten bevorzugt, während ein anderer Feiertage oder Wochenenden bevorzugt. Durch diese Einsicht können die Dienstpläne nach den Wünschen der einzelnen Personen gestaltet werden
  2. Höhere Zufriedenheit:
    Organisationen, die in einem gewissem Umfang Selbstplanung einsetzen, sehen oft eine Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit. Sie können ihre Work-Life-Balance besser im Auge behalten und haben das Gefühl, mehr Kontrolle zu haben. Dadurch können auch krankheitsbedingte Fehlzeiten reduziert werden.
  3. Bessere Besetzung offener Schichten:
    Es spart Zeit und Ärger, wenn die Mitarbeiter einen Teil der Verantwortung selbst tragen. Der Tausch von Schichten muss nicht mehr über den Planer laufen und der Planer sieht sofort, wer die offenen Schichten besetzen möchte.

 

Nachteile der Selbstplanung

  1. Suboptimaler Einsatz von Personal:
    Der optimale Einsatz von Personal ist wichtig für den Erfolg eines Unternehmen, insbesondere im Gesundheitswesen. Die richtige Person, mit den richtigen Fähigkeiten, zur richtigen Zeit, für den richtigen Job. So können Arbeitgeber auch die Personalkosten in den Griff bekommen. Dies ist schwieriger zu erreichen, wenn die Dienstplanung den Mitarbeitern überlassen wird. Die richtige Planungssoftware kann dabei helfen.
  2. Rechtliche Fragen:
    Einige Dienste erfordern spezielle Fähigkeiten oder Zertifikate, wie z.B. das Verabreichen von Injektionen oder das Ausgeben von Medikamenten. Die Selbstplanung erhöht die Wahrscheinlichkeit von Fehlern, die zu rechtlichen Problemen führen können. Auch hier kann eine Workforce-Management Software eine wichtige Rolle spielen.
  3. Stress oder Unzufriedenheit der Mitarbeiter:
    Die Ungewissheit über den Dienstplan aufgrund der Fülle an Wahlmöglichkeiten, die über die Selbstplanung zur Verfügung stehen, kann bei den Mitarbeitern Stress verursachen. Je nachdem, wie die Selbstplanung umgesetzt wird, können auch unfaire Situationen entstehen. Deshalb ist es gut, ein gewisses Maß an Kontrolle zu haben.

Kurzum: Es ist wichtig, sich genau zu überlegen, welche Form der Selbstplanung am besten zu einer Situation passt. Je spezialisierter die Pflege ist und je größer das Unternehmen, desto komplizierter wird der Dienstplan. Es ist immer möglich, klein anzufangen und die Selbstplanung Schritt für Schritt weiter zu entwickeln. Das gibt dem Team Zeit, sich an diese neue Arbeitsweise zu gewöhnen und zwischendurch Anpassungen vorzunehmen.

Dieser Artikel wurde bereits auf ICT&Health veröffentlicht